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Freiwilligenberichte - Dein Jahr Caritas

Erstmal reinriechen

Dass sie Medizin studieren will, wusste Sophie Kowalski aus Halle schon in der Schule. Ob das gleich mit einem Studienplatz klappt allerdings nicht so. Darum entschied sie sich für einen Bundesfreiwilligendienst (BFD) bei der Caritas um erstmal einen Einblick zu bekommen. Hier berichtet sie von ihren Erlebnissen im Krankenhaus.

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Sophie Kowalski – Foto: Gregor Hillmann

„Nach dem Abitur im Sommer 2018 war für mich von Anfang an klar, dass ich Medizin studieren will.“ Weniger klar war, ob es denn gleich mit einem Studienplatz klappt. Und außerdem wollte Sophie erst einmal in die Materie „reinriechen“. Wie z.B. ist das denn mit Schichtarbeit? Komme ich mit den Schicksalen von Patienten klar und vieles weitere mehr.

Eine andere Ausbildung anzufangen, die sie vielleicht  hätte abbrechen müssen, wenn es mit dem Studienplatz doch geklappt hätte – das wollte Sophie nicht. Also: Ein Jahr Freiwilligendienst und danach die Entscheidung: „Liegt mir das oder nicht?“

Bundesfreiwilligendienst (BFD) – den kannte sie schon von Freiwilligen in ihrer Schule und von älteren Freunden, die das nach dem Abi selbst gemacht hatten. Über das Internet bewarb sie sich also in sämtlichen Hallenser Krankenhäusern. Das erste Vorstellungsgespräch fand dann im Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara in Halle statt. Und das lief ideal: Als sie im Gespräch äußerte, dass sie Kinderärztin werden möchte und gern auf die Kinderstation gehen würde, wurde ihr gleich die Neonatologische Intensivstation, also die Früchenstation, vorgeschlagen. Spätestens jetzt wusste Sophie: „Hier will ich hin!“

Und auch wenn es auch eher Zufall als eine bewusste Entscheidung war: dass sie als Katholikin nach dem katholischen Kindergarten, der Grundschule und dem Gymnasium nun in einem christlichen Krankenhaus ihren BFD leisten würde, passte irgendwie.

Guter Start

Anfangs war Sophie noch ziemlich schüchtern und es dauerte schon ein wenig, eine Beziehung zu den Schwestern auf der Station aufzubauen. Grundsätzlich gab es aber keine Einstiegsschwierigkeiten: „Die Schwestern waren alle sehr nett zu mir! Ich konnte jederzeit zu ihnen gehen, wenn ich Fragen hatte.“

Eine ganz wichtige Aufgabe war das Reinigen der Inkubatoren, der „Brutkästen“, in denen kleinste Kinder versorgt werden. Deshalb mussten die höchsten hygienischen Ansprüchen genügen. Eine Aufgabe, die Sophie größten Respekt abnötigte. Auf der Station kümmerte die sich um die Wäschebestände und füllte  Spritzen auf. Und wenn sie die Schwestern begleitete, passte sie auf Kinder auf der Wickelkommode auf und beruhigte sie. Manchmal durfte sie sie dann mit füttern oder baden – Kuscheln inklusive – was Sophie sehr berührte.

… und mein kleiner Bruder durfte liegenbleiben.

Auch die Dienstzeiten stellten für Sophie kein Problem dar: von Montag bis Freitag hatte sie häufig Frühdienst. „Da habe ich schon großes Glück gehabt.“ Obwohl – eine Umstellung zum vergangenen Lebensrhythmus war doch zu spüren. Jetzt gab es spürbar weniger freie Tage. Und besonders in den Ferien, wenn ihr kleiner Bruder früh morgens noch liegenbleiben konnte, sie aber aufstehen musste, fiel ihr das schon manchmal recht schwer.

Die Bildungsseminare waren für Sophie immer ein wenig wie „Klassenfahrt“. Sie lernte andere Freiwillige kennen und erfuhr, wie die in den verschiedenen Einrichtungen arbeiteten und ihren Freiwilligendienst erlebten. Hier konnten auch Probleme  und Schwierigkeiten besprochen werden. Für Sophie war das glücklicherweise nie ein Thema.

In ihrem Wahlseminar absolvierte sie eine Jugendleiter*Innen-Ausbildung, in der sie unter anderem lernte, mit Kindern und Jugendlichen zu kommunizieren. Eine gute Grundlage für eine spätere Arbeit als Kinderärztin. Oder um während des Studiums etwas Geld dazuzuverdienen – z.B. als Betreuerin bei Jugendfreizeiten.

Jetzt weiß ich: Ich kann das!

Wenn Sophie auf ihren Freiwilligendienst zurückschaut, kann sie sagen, dass sie mit den Ärzten „richtig Glück gehabt hat“. Nachdem sie nämlich erzählt hatte, dass sie Medizin studieren will, waren die gleich ganz offen und haben sie zu verschiedensten Untersuchungen, wie z.B. Ultraschall, mitgenommen und ihr ganz viel erklärt. Auch bei der OP eines Frühchens durfte sie zuschauen und die Chirurgen erklärten ihr dabei die Organe und praktischen Eingriffe. „Jetzt weiß ich, dass ich auch so etwas sehen kann. Ein Medizinstudium sollte daran also nicht scheitern.“

Nicht alles war ganz einfach. So gab es ein paar Erlebnisse auf der Intensivstation für Kinder, auf der sie mit Patientenschicksalen konfrontiert wurde. Momente, in denen Sophie schon mal heftig schlucken musste und nach denen es  ihr am Abend auch nicht ganz so gut ging. Doch auch die hat sie überwunden und weiß jetzt, dass sie mit solchen Erfahrungen umgehen kann.

Generell sagt Sophie: „Wenn man in ein Berufsfeld hineinschnuppern will, kann ich so einen Freiwilligendienst nur empfehlen!“ So kann man herausfinden, ob das etwas für einen selbst ist. Dabei sei es wichtig, aufgeschlossen und offen zu sein. „Ich habe es selbst gemerkt: Je aufgeschlossener ich gegenüber den Ärzten war, desto mehr haben sie erkannt, wo meine Interessen liegen. Und dann nahmen sie mich mit und haben mir vieles erklärt.“

Wichtig ist aber auch ganz offen zu sagen: „Nein, das traue ich mir im Moment nicht zu oder das kann ich nicht.“, wenn man vor bestimmten Aufgaben Angst oder Hemmungen hat.

Es ist das, was ich machen will!

Mit den Erfahrungen aus dem Freiwilligendienst sagt Sophie jetzt über sich: „Ich bin jetzt viel selbstständiger geworden und nicht mehr so schüchtern wie früher. Ich gehe viel aufgeschlossener und offener auf andere Menschen zu.“ Durch den Umgang mit den Eltern ihrer kleinen Patienten hat sie gelernt, sich besser in Menschen hineinzuversetzen und mehr Empathie zu entwickeln. So ist sie auf jeden Fall froh, dieses Jahr gemacht zu haben und davon überzeugt, dass ihr die Erfahrung später auch beruflich weiterhilft.

Und nicht zuletzt in ihrem Berufswunsch fühlt sie sich sehr bestätigt: „Es ist wirklich das, was ich machen will!“. Dann heißt es jetzt Daumen drücken, dass sie Ende August die Zusage zum Medizinstudium erhält!

Interview: Gregor Hillmann

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