Cécile Langer aus Karlsruhe wollte eigentlich Polizistin werden. Um die Wartezeit zu überbrücken, hat sie ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Neurologie der Klinik Bosse in Wittenberg absolviert. Das hat einiges verändert.
Eigentlich wollte Cécile Langer aus Karlsruhe nach dem Abitur unbedingt zur Polizei. Eigentlich, denn nachdem sie dort die Bewerbungsfrist verpasst hatte, musste zunächst ein Jahr überbrückt werden. Um die Zeit nicht zu Hause abzusitzen, überlegte sie sich, ein Freiwilliges Soziales Jahr zu absolvieren. Eine gute Möglichkeit, etwas Sinnvolles zu machen. Den letzten Ausschlag gaben dann die Großeltern aus Wittenberg. Diese schlugen ihr vor, sich doch in der Klinik Bosse in Wittenberg zu bewerben, die würden „immer Leute suchen“. Auch wenn von Klinikseite dabei wohl mehr an Fachkräfte gedacht wurde, war Céciles Bewerbung erfolgreich. Und einen schönen „Nebeneffekt“ hatte das Ganze auch noch: Der Kontakt zu den Großeltern, der sich sonst auf einmalige Besuche im Jahr beschränkte, ist viel besser geworden – in den ersten Wochen ihres Wittenbergaufenthaltes wohnten sie nämlich zusammen, bevor es sie dann in eine WG zog.
„Je länger ich hier war, umso mehr hat mir die Arbeit gefallen.“
Anfangs lief alles noch recht schüchtern und zurückhaltend – das neue Umfeld musste erst ergründet und verstanden werden und immer die Frage im Hintergrund: „Wie reagieren die?“
Dann die ganzen Aufgaben, die auf einen niederprasseln! Wenn man vorher höchstens mal einen Mini-Job ausgeübt hat, bedeutet eine 40-Stunden-Woche schon eine Umstellung! Zumal die Aufgaben mit größerer Verantwortung verbunden sind. „Man hat hier mit Menschen zu tun. Und es war schon nicht einfach für mich, mir zunächst mal ein Bild zu machen, was alles zu meinen Aufgaben gehört. Ich bin für alles verantwortlich: Pflege, Seelsorge, und und und. Mit der Zeit fiel es mir aber leichter, mit den Patienten umzugehen.“
Manche Situationen blieben jedoch schwierig: durch ältere Patienten auf der Station kam Cécile auch mit dem Tod in Berührung: Das Erleben des Sterbens einer Patientin, die sie vorher begleitet hatte, war sehr schwierig. Dass ihr diese Situation an die Nieren ging, blieb jedoch nicht unbemerkt: Seelsorger und Kollegen, kamen auf sie zu, sprachen mit ihr und halfen damit umzugehen.
Die Seminarwochen im vergangenen Jahr waren sowohl in persönlicher als auch beruflicher Hinsicht „total wichtig“: Der Austausch mit Gleichaltrigen über unterschiedliche Tätigkeiten, Einstellungen und Herangehensweisen in den vielfältigen Einsatzbereichen und auch die sich daraus entwickelnden persönlichen Kontakte über die Seminare hinaus. Die bunte Gruppe war fast wie eine „kleine Familie“ und Entstehungsort persönlicher Freundschaften.
Die Teilnahme am Wahlseminar „Politik“, mit einer neu gemischten Seminargruppe, war dann „erfrischend“. So konnte sie hier noch einmal neue Leute kennenlernen und sich mit ihnen austauschen.
Gefragt nach ihren Erwartungen zu Beginn des Jahres in der Klinik Bosse und ihren Erfahrungen am Ende ist Cécile begeistert. „Meine Erwartungen wurden sogar übertroffen: hier gibt es ein total nettes und aufgeschlossenes Team. Von den Ärzten und Pflegekräften habe ich viel gezeigt und erklärt bekommen. Ich hätte niemals gedacht, dass man mich so gut aufnimmt und mir einen solchen Einblick gibt – schade, dass die Klinik hier nicht ausbildet.“
Und was würde sie jungen Menschen empfehlen, die darüber nachdenken ein FSJ zu machen? Interessiert und aufgeschlossen zu sein, gegenüber den Menschen, mit denen man arbeitet. Auch die nötige Gelassenheit und Geduld mitzubringen ist hilfreich, denn was man den Menschen gibt, bekommt man meist auch zurück.
Was bleibt von so einem Freiwilligen Sozialen Jahr? „Ich war in diesem Jahr erstmalig auf mich allein gestellt, bin selbstständiger geworden und habe gelernt auf eigenen Füßen zu stehen.“ Ähnlich übrigens, wie ihr älterer Bruder, der diesen Weg schon vor ihr gegangen ist und sie in der Entscheidung zum FSJ bestärkt hatte. Sein Stolz auf ihre Leistung hat ihr gut getan, ebenso das große Interesse und die Zuwendung ihrer Großeltern.
Und natürlich die positiven Rückmeldungen von den Kollegen auf die Frage: „Ich mach das jetzt 40 Stunden die Woche, aber mache ich das auch gut?!“. All das darf durchaus mit zu ihrer Entscheidung beigetragen haben, nun am Städtischen Klinikum in Karlsruhe eine Ausbildung zur Krankenschwester zu beginnen.
Interview von Gregor Hillmann
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