Um nicht ohne jede praktische Erfahrung ein Studium zu beginnen, hat Najda Vrieze erst einmal ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolviert. Das führte sie für ein Jahr in ein Altenpflegeheim in Naumburg.
Bereits zu Beginn der 10. Klasse war Najda Vrieze klar, dass sie gern ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) machen würde. Sie hatte sich schon immer für soziale Arbeit interessiert.
Nach dem Abitur sah sie sich deshalb direkt nach einer entsprechenden Möglichkeit um. Das es in die Altenpflege gehen sollte, war ihr gleich klar. Schließlich hatte sie in den Sommerferien ein Praktikum in einem Pflegeheim gemacht und die dort gesammelte Erfahrung ihren Wunsch umso mehr bestärkt.
Najda stammt selbst aus einem evangelischen Elternhaus und so war es ihr wichtig, dieses Jahr in einer Einrichtung eines christlichen Trägers zu leisten. Da auch ihre Eltern hier tätig sind, lag die Entscheidung für den Caritasverband nahe.
So landete sie also im Luisenhaus in Naumburg, welches sie bereits während des Praktikums kennen- und die dortige Arbeitsatmosphäre sowie das Miteinander zu schätzen gelernt hatte.
Ich wurde gleich gut aufgenommen
Im Altenpflegeheim war sie vor allem in die Grundpflege und in alle Tätigkeiten rund um den Alltag (u. a. Essen reichen, Küchentätigkeiten u.v.m.) eingebunden, so dass die eigentliche Betreuung nur einen kleinen Teil ihrer Aufgaben ausmachte.
Von den Bewohnern und den Mitarbeitern wurde Najda herzlich aufgenommen. Zur Einarbeitung war es gut, im ersten Monat erst einmal „mitlaufen“ zu können, um bestimmte Aufgaben und Arbeitsabläufe kennen zu lernen. Die Möglichkeit, alles erfragen zu können oder das selbstverständliche Dabeisein beim gemeinsamen Frühstück und auch bei Unternehmungen des Teams in der Freizeit, trugen viel dazu bei, dass Najda sich angenommen und gut integriert fühlen konnte.
So sehr, dass sie sich sogar in ihrer Freizeit in der Einsatzstelle engagiert hat. Sie nutzte ihre Leidenschaft und ihr Talent zur Musik und organisierte einige Treffen mit einer Bewohnerin, um gemeinsam zu musizieren und voneinander zu lernen. Besonders am Herzen lagen Najda auch die kleinen Rituale und Aufmerksamkeiten für die Bewohner. So kümmerte sie sich unter anderem darum, dass es bei den verschiedenen Anlässen zum obligatorischen Blumenstrauß und der geschriebenen Grußkarte noch eine hübsch verpackte Aufmerksamkeit gab. Anschließend gab es eine kleine musikalische Einlage und in gemütlicher Runde Kaffee und Kuchen. Ein rundum gelungener Nachmittag, sehr zur Freude der Bewohner.
Die Seminare waren mir wichtig
Wichtig waren auch die vier Seminarwochen, sowie das Wahlseminar „JuLeiCa“, in dem sie eine JugendleiterInnen-Ausbildung absolviert hat. Wichtig, weil man sich hier mit den anderen Freiwilligen getroffen hat und gemeinsam schauen konnte: was war positiv und was weniger gut. Man bekam einen Einblick in die ganz unterschiedlichen Einsatzbereiche der anderen, sowie Tipps und Hilfestellungen für das FSJ. Neben vielseitigen Themen, die sich die Gruppe im Vorfeld selbst ausgesucht und mitgestaltet hatte, war es vor allem auch die gemeinsam verlebte Freizeit die zu einem guten Gemeinschaftsgefühl führte.
Rückblickend ist Najda sehr froh, den Weg über das FSJ gegangen zu sein. Eigentlich wollte sie gleich nach dem Abi studieren – Pflegemanagement oder Pflegewissenschaften. Aber ganz ohne entsprechende Erfahrung im Umgang mit pflegebedürftigen Menschen? Das sollte es dann nicht sein. Und ein 14-tägiges Praktikum hält dem Vergleich mit einem Jahr Arbeit im Pflegeheim nicht wirklich stand. „Eine Beziehung zwischen Bewohner und Mitarbeiter kann in so kurzer Zeit überhaupt nicht entstehen. Und ohne die, ist eine gute Pflege nicht möglich!“
Man kann schon einmal eine 40-Stunden-Woche einüben
Und wem würde sie ein FSJ empfehlen? „Allen, die bereit sind, mit Menschen zu arbeiten.“, auch wenn man später nicht unbedingt die eingeschlagene Richtung beibehalten kann oder will. Möglichst sollte man das FSJ aber in einem Bereich absolvieren, der den persönlichen Neigungen und Talenten am nächsten kommt.
„Man macht viele Erfahrungen mit den Menschen die man begleitet und lernt, anders auf sie zu zu gehen. Nicht selten wächst man mit der Erfüllung der gestellten Aufgaben auch über sich hinaus.“ Und nicht zuletzt kann man schon einmal eine 40-Stunden-Woche einüben und wie es ist jeden Morgen pünktlich zu sein.
Najda selbst sieht sich viel erwachsener und selbstständiger. Sie konnte ihr erstes eigenes Geld verdienen und weiß jetzt auch, wie viel Arbeit sich dahinter verbirgt.
Und jetzt das Studium? Da hat sich auch etwas getan. „Ich glaube es ist besser erst eine Ausbildung zu machen und mich dann weiter zu qualifizieren.“ Deshalb beginnt sie jetzt in Erfurt eine 3-jährige Ausbildung zur Altenpflegerin.
Interview von Gregor Hillmann